textil+mode hat deshalb mit der Geschäftsführerin der t+m CSR Consulting GmbH das Gespräch gesucht und dabei auch erfahren, dass sie ein großer Fan von nachhaltigen Hundebetten ist. Außerdem lesen Sie in unserem t+m-Blog, warum Nachhaltigkeit für die erfahrene CSR-Managerin kein Hexenwerk, sondern Handwerk ist.
textil+mode: Frau Landgraf, Sie sind eine der beiden Geschäftsführer der t+m CSR Consulting GmbH und führen fast täglich Gespräche mit mittelständischen Textil- und Modeunternehmen über deren Nachhaltigkeitsstrategien. Welche Frage wird Ihnen am meisten gestellt?
Claudia Landgraf: Die Frage, die ich am meisten zu hören bekomme, ist: „Frau Landgraf, ich mache ja schon einiges in Sachen Nachhaltigkeit und möchte das noch ausbauen, vor allem will ich meine Lieferkette noch besser kennen, wo fange ich denn am besten an?
Und wo würden Sie am besten anfangen?
Ich rate dazu, erst einmal eine Bestandsaufnahme zu machen. Wo steht mein Unternehmen in Sachen Nachhaltigkeit, wo möchte ich hin und wie will ich das erreichen. Das ist kein Hexenwerk, das ist, wenn Sie so wollen, Handwerk. Wir haben uns zum Ziel gesetzt, Unternehmen dabei zu begleiten, sich im Bereich Nachhaltigkeit und Corporate Social Responsibility (CSR) strategisch und organisatorisch aufzustellen. Wir unterstützen sie rund um die Themen Menschenrechte, Lieferkettenmanagement, Umwelt, Kreislaufwirtschaft, Chemikalienmanagement sowie Transparenz und Wirtschaftlichkeit.
Wirtschaftlichkeit ist das Stichwort. Für viele Unternehmen hat die Corona-Pandemie dramatische wirtschaftliche Folgen. Rückt das Thema Nachhaltigkeit da nicht in den Hintergrund?
Im Gegenteil. Viele Unternehmen haben die vergangenen Monate genutzt, um sich für die Zeit nach der Krise strategisch neu aufzustellen. Und da gehören Nachhaltigkeitsstrategien dazu. Unsere Unternehmen selbst bezeichnen Nachhaltigkeit als Mega-Thema. Ein Fünftel macht nach einer Umfrage von t+m schon über die Hälfte der Umsätze mit nachhaltigen Produkten und 92 Prozent wollen ihren Produktanteil mit nachhaltig hergestellten Textilien noch weiter ausbauen. Das zeigt, wie viel Schwung in dem Thema ist.
Wie gut sind die Unternehmen der deutschen Textil- und Modeindustrie denn schon in Sachen Nachhaltigkeit?
Ich bin immer wieder erstaunt, was alles schon in den Unternehmen läuft. Die deutsche Textil- und Modeindustrie hat natürlich auch sehr viel Erfahrung und Wissen, wenn es um Qualität, Langlebigkeit und Werthaltigkeit geht. Deshalb musste Nachhaltigkeit in diesen Unternehmen wahrlich nicht erst neu erfunden werden. Im Gegenteil: Wir haben hier ein echtes Fundament aus textilem Wissen und textilen Innovationen. Das zahlt sich meiner Erfahrung nach im Konkurrenzverhältnis zu Fast Fashion jetzt ganz klar aus.
Ab nächstem Jahr müssen die Vorgaben aus dem Lieferkettengesetz eingehalten werden. Wie betrifft das die mittelständischen Unternehmen?
Auf den ersten Blick kommen die Unternehmen zu dem Ergebnis, mich betrifft es nicht, ich liege ja unter den im Gesetz festgeschriebenen Mitarbeiterzahlen. Viele große Unternehmen geben aber die Anforderungen aus dem Lieferkettengesetz an ihre Lieferanten weiter und deshalb kann man aus meiner Erfahrung gar nicht früh genug damit anfangen, sich mit dem Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz, wie es ja heißt, zu beschäftigen.
Und abzuwarten, bis eine europäische Regelung auf dem Tisch liegt? Ist das eine Alternative?
Dazu würde ich nicht raten. Nach allem, was wir aus Brüssel hören, sollen die europäischen Regeln noch über das deutsche Lieferkettengesetz hinaus gehen. Deshalb ist es gut, vorbereitet zu sein. Im Übrigen sind die deutschen Unternehmen ja sehr gut aufgestellt, wenn es um die Einhaltung der Menschenrechte und faire Sozial- und Umweltstandards geht. Auf das Gesetz vorbereitet zu sein, bedeutet deshalb in erster Linie, das auch so zu dokumentieren und nachzuweisen, wie es vorgeschrieben ist. Leider ist dabei Vieles, gerade für Mittelständler, sehr aufwändig und bürokratisch und wir hoffen, dass es demnächst vom Gesetzgeber Aufklärung darüber gibt, wie das Gesetz in der Praxis überhaupt umgesetzt werden soll.
Haben Sie denn bei Ihren vielen Unternehmenskontakten ein Beispiel aus letzter Zeit, bei dem Sie sagen: Diese nachhaltige Idee gefällt mir ganz besonders?
Tja, nicht dass Sie denken, ich bin jetzt auf den Hund gekommen. Aber in der Tat hatte eine mittelständische Modemarke die nette Idee, aus Altkleidern sehr schöne und stylische Hundebetten herzustellen, die jetzt im Online-Shop angeboten werden. Das hat mir sehr gefallen. Der gleiche Hersteller hat auch einen Secondhand-Shop in seinen Outlets aufgebaut. Hier sind aus zwei Trends zwei neue Geschäftsmodelle entstanden. Während Corona haben sich sehr viele Menschen einen Hund zugelegt und auch die Lust auf Second Hand hat zugenommen.
Frau Landgraf, vielen Dank für das Gespräch.
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