Nachhaltige Schutzausrüstung für den Krisenfall entwickeln

Wie kein anderes Ereignis hat die Corona-Krise gezeigt, wie schnell einzelne Nationen im Katastrophenfall an ihre Grenzen kommen – etwa bei der Versorgung mit Schutzbekleidung. Mit einer neuen Förderrichtlinie unterstützt die Bundesregierung jetzt die Entwicklung nachhaltiger, biobasierter und recyclingfähiger Schutzausrüstung wie Masken, Handschuhen oder Kitteln, damit Deutschland künftig für Katastrophen von nationalem Ausmaß besser gerüstet ist. Dabei geht auch hier der Trend zu innovativen und möglichst nachhaltigen Materialien und Herstellungsverfahren. Der Textilforschung stehen ab sofort Fördergelder in Höhe von 163 Millionen Euro zur Verfügung.

28.01.2021

Als Deutschland im Frühjahr vergangenen Jahres in den ersten Lockdown steuerte, waren Schutzmasken über Nacht ein rares Gut. In Rekordzeit waren sie in Apotheken und Drogerien ausverkauft. Auch in Arztpraxen, Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen fehlte es an Schutzmaterial. China, selbst als erstes von der Pandemie betroffen, konnte die weltweite Nachfrage nicht bewältigen. Die heimischen Hersteller sprangen in die Versorgungslücke. Viele Textilhersteller stellten ihre Produktion kurzerhand teilweise auf die Fertigung von Masken und anderen Schutztextilien um.

© Kevin Hartung by Pixabay

Eine nationale Reserve schaffen

Die Corona-Pandemie hat gezeigt, wie wichtig die heimische Produktion von Masken oder auch sogenannter persönlicher Schutzausrüstung (PSA) ist, zu der unter anderem auch Handschuhe, Kittel oder Schutzanzüge für Sanitäter und Feuerwehrleute zählen. Auch die Politik hat im Zuge der Corona-Krise erkannt, dass man eine heimische Produktion aufbauen muss, um auf künftige Katastrophenfälle besser vorbereitet zu sein und Versorgungsengpässe zu vermeiden: Zum einen plant die Bundesregierung jetzt den Aufbau einer „Nationalen Reserve Gesundheitsschutz“, aus der im Krisenfall künftig Krankenhäuser und Helfer, aber auch die betroffene Bevölkerung und die Verwaltung schnell und umfassend mit persönlicher Schutzausrüstung versorgt werden sollen. Zudem fördert das Bundeswirtschaftsministerium (BMWI) seit Anfang dieses Jahres die Entwicklung mehrwegfähiger Schutzausrüstung mit einer neuen Förderrichtlinie. Damit stellt das Ministerium bis zum Jahr 2025 ein Fördervolumen von insgesamt 163 Millionen Euro zur Verfügung. Forschungseinrichtungen und Unternehmen können ab sofort Förderanträge für Innovationsprojekte im Bereich der persönlichen Schutzausrüstung einreichen.

Ein starkes Signal

„Vom OP-Kittel über hochwertige medizinische Masken bis hin zu wiederverwendbaren antiviralen Textilien – deutsche Unternehmen leisten jeden Tag einen wichtigen Beitrag zum Schutz des medizinischen Personals, im Arbeitsschutz sowie im Pandemiealltag. Textil aus Deutschland rettet Leben. Deshalb ist es ein starkes Signal, dass das Bundeswirtschaftsministerium jetzt die Entwicklung neuer Innovationen entlang der gesamten Wertschöpfungskette von Schutzausrüstung zum Gesundheitsschutz fördert und so den Textilstandort Deutschland im internationalen Wettbewerb stärkt“, sagt Dr. Uwe Mazura, Geschäftsführer des Forschungskuratoriums Textil (FKT).

Uwe Mazura betont, dass das FKT maßgeblich zur Entwicklung der neuen Förderrichtlinie für mehrwegfähige Schutzausrüstung beigetragen hat. So hatte das BMWI im Mai 2020 das FKT um Unterstützung gebeten, um die neue Förderrichtlinie auf den Weg zu bringen. Die Experten aus dem FKT-Netzwerk lieferten daraufhin eine Übersicht, die den aktuellen Forschungsbedarf in Bezug auf Covid-19 widerspiegelte sowie einen Überblick über die Forschungslandschaft mitsamt ihren zu diesem Thema passenden Kompetenzen.

Gefördert werden insbesondere Produkte, die aus biobasierten Materialien aufgebaut sind und sich leicht recyceln oder der Kreislaufwirtschaft zuführen lassen. Angestrebt wird ferner eine Erhöhung des Rezyklat-Anteils. Von Interesse sind insbesondere antivirale und antimikrobielle Ausrüstungen. Die Antragsteller sollten eine Digitalisierung der Produktion und hochautomatisierte Prozesse anstreben, damit PSA in großen Mengen und in hoher Stückzahl gefertigt werden kann, heißt es in der aktuellen Bekanntmachung des BMWI im Bundesanzeiger. Denn nur dann könne die Fertigung auf Dauer wettbewerbsfähig bleiben und am Standort Deutschland etabliert werden.

Mit der jetzt beschlossenen Förderrichtlinie will die Bundesregierung insbesondere kleinere und mittlere Unternehmen unterstützen sowie die verstärkte Kooperation mit weiteren Unternehmen der Branche sowie wissenschaftlichen Einrichtungen stärken.