„Messen sind die beste Plattform“ - Ein Gespräch über Chancen in schwierigen Zeiten

textil+mode hat anlässlich des #MesseMonatMärz mit HDS/L-Hauptgeschäftsführer Manfred Junkert über die Bedeutung von Messen für die Schuh- und Lederwarenindustrie gesprochen.

03.03.2025

Der Bundesverband der Schuh- und Lederwarenindustrie (HDS/L) feiert in diesem Jahr sein 75-jähriges Bestehen. 75 Jahre, in denen sich die Branche mit ihren Qualitätsprodukten stetig entwickelt und sich national wie international mit bekannten Schuh- und Lederwarenmarken einen hervorragenden Ruf erworben hat. Um ihre Produkte zu verkaufen, zeigt sich die Branche auch auf Messen. textil+mode hat anlässlich des #MesseMonatMärz mit Hauptgeschäftsführer Manfred Junkert gesprochen, der seit 18 Jahren in dieser Funktion auf Hunderten von Schuhmessen im In- und Ausland unterwegs war.

Manfred Junkert (Bildmitte) anlässlich der Pressekonferenz auf der Messe Shoes Düsseldorf im Februar 2025, Bild: Igedo / Messe Shoes

 

textil+mode: Herr Junkert, warum sind Messen für die deutsche Schuh- und Lederwarenindustrie so wichtig?

Manfred Junkert: Die deutsche Schuh- und Lederwarenindustrie ist sehr international aufgestellt, nicht nur was die Produktionsstätten angeht, sondern auch in Bezug auf die Absatzmärkte. Gerade auf internationalen Messen nutzen die Hersteller von Schuhen, Taschen und Reisegepäck die Möglichkeit, neue Absatzmärkte zu erschließen und internationale Kunden zu finden.

textil+mode: Auch die Schuh- und Lederwarenbranche steckt in der Rezession fest. Die Inlandsnachfrage kommt angesichts der Wirtschaftskrise nicht in Schwung. Warum sind Messen gerade jetzt wichtig?

Manfred Junkert: Stationäre Fachhändler verlieren an Bedeutung und werden weniger, während der Online-Handel weiter wächst. Vor diesem Hintergrund der aktuellen Strukturveränderungen im Einzelhandel sind die Markenlieferanten darauf angewiesen, neue Kunden zu finden. Dafür sind Messen nach wie vor die beste Plattform. Hinzu kommt, dass gerade der deutsche Einzelhandel mit großen Problemen zu kämpfen hat. Dazu gehören die mangelnde Attraktivität vieler Innenstädte, Personalmangel, Nachfolgeprobleme, Energie, hohe Mieten. Umso wichtiger sind aktuell für die deutschen Schuh- und Lederwarenhersteller die internationalen Märkte, um Umsatz und Beschäftigung zu halten.

textil+mode: Welche Impulse kann die neue Bundesregierung in Sachen Messen setzen?

Manfred Junkert: Positive Impulse sind dringend notwendig und sollten schnell wirken. Die überbordende Bürokratie, Stichwort Lieferkettengesetz, aber auch zahlreiche andere überflüssige Regularien, müssen schnell abgebaut oder außer Kraft gesetzt werden. Die Förderung der Auslandsmessen sollte ausgebaut werden, d. h. zusätzliche Messen in das Förderprogramm aufgenommen werden, aber auch das bestehende Förderprogramm flexibler und moderner gestaltet werden. Um Messen in Deutschland attraktiver zu machen, kann von anderen Ländern gelernt werden, die z. B. wichtige ausländische Kunden (key accounts) staatlich gefördert einladen.

textil+mode: Was wünschen sich die Unternehmen ganz konkret und praktisch, wenn es um Förderung von Messen geht?

Manfred Junkert: Neben dem genannten Beispiel wie die Übernahme von Reise- und Übernachtungskosten für key accounts, schnellere Genehmigung von Förderungen für Exportmessen, aber auch einen moderneren aktuelleren Standbau mit weniger starren Designvorgaben. Beispielsweise passt das stets vorgeschriebene Logo „made in Germany“ bei vielen Konsumgütermessen nicht wirklich, da Produkte wie Mode oder Bekleidung nur selten ausschließlich in Deutschland hergestellt werden.

textil+mode: Haben Sie ein ganz konkretes Erlebnis, das zeigt, „Messen sind unverzichtbar“.

Manfred Junkert: Erst in dieser Woche hat mir ein großer deutscher Taschenhersteller in Mailand auf der MIPEL berichtet, dass er seit vielen Jahren versucht hat, einen großen Kunden aus dem Gebiet des früheren Jugoslawiens zu gewinnen. Bei dieser Messe im Februar 2025 hat ihn der Interessent am Messestand besucht und es hat geklappt, jetzt ist er sein Kunde. Ohne die Messe hätte das vermutlich nicht funktioniert.

textil+mode: Sie sind jetzt seit 18 Jahren Hautgeschäftsführer beim HDS/L und waren auf unzähligen Messen. Warum mögen Sie Messen ganz persönlich?

Manfred Junkert: Messen geben die Möglichkeit zur persönlichen Begegnung, zum besseren Kennenlernen, zum informativen Austausch, aber auch, um Vertrauen aufzubauen. Darüber hinaus ist es wichtig als Verband, engen Kontakt mit den Mitgliedern zu pflegen und den Puls der Branche zu fühlen. Das gelingt auf Messen ganz hervorragend.

textil+mode: Herr Junkert, vielen Dank für das Gespräch.