Berlin: Der Green Deal Textil geht in die nächste Runde. VDMA und FKT haben beim Online-Seminar „Perspektiven 2035: Sauberes Wasser - ein Thema von globaler Bedeutung“ zusammen mit Experten der Textilforschungsinstitute aus Denkendorf, Chemnitz und Mönchengladbach globale Lösungen für eine saubere Wasserversorgung diskutiert. An dem Expertenforum an diesem Montag nahmen knapp 30 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus zahlreichen Unternehmen, Forschungsinstituten und Verbänden teil.
Johannes Diebel, Leiter beim Forschungskuratorium Textil: „Bis 2030 wird es möglich sein, bei der Textilproduktion nahezu ohne Wasser auszukommen. Zu diesem Ergebnis sind wir in unserer Zukunftsstudie „Perspektiven 2035“ gekommen. Speziell in den Bereichen Färben und Ausrüstung werden nachhaltige Prozesstechnologien etabliert sein. Unsere Textilforschungsinstitute leisten dazu einen erheblichen Entwicklungsfortschritt.“
Dies stellte Ramona Jasny für die Hochschule Niederrhein mit dem Forschungsvorhaben TextileMission unter Beweis. Das Projekt zeigt Wege auf, um die Entstehung von Mikroplastik-Partikeln zu reduzieren und damit die Umwelt zu schonen. Die Textilingenieurin präsentierte außerdem Möglichkeiten der Polyesterindustrie, biobasiert und wasserschonend zu produzieren.
Textilien sind hoch effektiv, wenn es darum geht, Industrieabwässer zu reinigen, wie Dr. Thomas Stegmaier von den Deutschen Instituten für Textil- und Faserforschung Denkendorf (DITF) berichtete. „3D-Textilien werden in der biologischen Reinigungsstufe verschiedener Kläranlagen eingesetzt. Sie dienen als Träger für die Biomasse – Mikroorganismen, die für den Abbau der Schadstoffe zuständig sind. Die dadurch gewonnene biologisch aktive Fläche ist gegenüber herkömmlichen Methoden stark vergrößert und damit natürlich wesentlich wirkungsvoller.“ Nicht nur industrielle Kläranlagen profitieren von den Innovationen der DITF. Auch in kommunalen Kläranlagen oder bei der Regenwasser- und Schwimmbadwasseraufbereitung können diese eingesetzt werden.
Auch das Sächsische Textilforschungsinstitut beschäftigt sich gleich in mehreren Projekten mit der Wasseraufbereitung. Ein Fokus liegt beispielsweise auf der Gewässersanierung mit Hilfe von biologisch filtrierenden Organismen wie etwa Muscheln, die auf textilen Aufwuchsflächen angesiedelt werden. Jens Mählmann sieht die Vorteile dieser gegenüber herkömmlichen Lösungen in: „[…] der sehr wirkungsvollen Eliminierung von Schwebstoffen, Algen oder Bakterien sowie in den um bis zu 400 Prozent höheren Sedimentationsraten. Bei der Sedimentation werden nicht entfernbare Feststoffe am Boden des Gewässers abgelagert“.
Die Veranstaltung zeigte die vielfältigen Möglichkeiten, Textilien für ein erfolgreiches Umweltmanagement einzusetzen. Der interdisziplinäre Austausch zwischen den Branchen Textilindustrie und Maschinenbau sowie Unternehmen aus dem Bereich Wasser- und Abwassertechnik soll deshalb fortgesetzt und ausgebaut werden.
Die Studie Perspektiven 2035 – Ein Leitfaden für die Zukunft steht hier zum Download zur Verfügung.
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