Was das Einsammeln von Altkleidern und gebrauchten Textilien angeht, sind die Deutschen vorbildlich. Mehr als 90 Prozent der ausrangierten Textilien werden hierzulande in Altkleidercontainer entsorgt und damit einer geregelten Verwertung zugeführt. Erfreulich ist auch, dass der Anteil der Bekleidung und Textilien, die direkt wiederverwendet werden, zwischen 2015 und dem Jahr 2018 von 54 Prozent auf 62 Prozent gestiegen ist. „Wiederverwendung“ bedeutet, dass die Textilien für denselben Zweck eingesetzt werden, für den sie ursprünglich bestimmt waren. Dazu zählt insbesondere Ware, die in Secondhandläden weiterverkauft oder von karitativen Einrichtungen an Bedürftige hierzulande oder Entwicklungsländern weitergegeben wird – etwa Schuhe, T-Shirts und Jacken, aber auch Bettwäsche und Tischdecken. Diese Zahlen sind beachtlich.
Doch natürlich gibt es auch Alttextilien, die aufgrund geringerer Qualität oder von Schäden nicht direkt wiederverwendet werden können. Diese werden entweder, so der Fachbegriff, „weiterverwendet“ und zu Produkten wie Malervliesen oder Lappen verarbeitet oder recycelt und für die Herstellung neuer Textilien eingesetzt. Nylon etwa lässt sich wieder einschmelzen und zu neuen Nylonfäden spinnen, sofern es nicht mit anderen Substanzen zu stark durchmischt ist.
Im Sinne der Nachhaltigkeit ist es wünschenswert, Alttextilien künftig zunehmend hochwertig wiederzuverwerten. Die Textilindustrie arbeitet daher beispielsweise intensiv daran, Kleidung künftig so zu designen, dass nicht viele verschiedene Materialien in einem Kleidungsstück gemischt werden. Das erleichtert die Verwertung und das Recycling der Alttextilien deutlich. So sollen wertvolle Garne aus Baumwolle, Viskose, Wolle oder sortenreinen Kunstfasern in größerer Menge als bisher wiedergewonnen und für neue Textilien oder ganz andere Produkte genutzt werden. Inzwischen gibt es viele Forschungsprojekte, die sich mit der Frage befassen, wie sich Textilfasern in hoher Qualität aus Altkleidern wiedergewinnen lassen. Auch wird an Verfahren gearbeitet, mit denen zum Beispiel Kunststoffe aus den Textilfasern in reiner Form zurückgewonnen werden können – diese Technik wird als chemisches Recycling bezeichnet.
Noch lassen sich Fasern nicht in jedem Falle wiedergewinnen und erneut nutzen. Das gilt beispielweise für Fasern in Spezial- und Outdoorbekleidung. Viele Hersteller gehen deshalb inzwischen einen anderen Weg, um die Menge an Altbekleidung zu reduzieren: Sie bieten Reparatur-Services im eigenen Hause an. Kunden können beschädigte Kleidungsstücke in der Filiale abgeben oder einsenden und erhalten das reparierte Kleidungsstück zu einem überschaubaren Preis zurück. Insbesondere hochwertige Produkte können so viele Jahre länger getragen werden, was erheblich dazu beiträgt, das Abfallaufkommen zu verringern. Letztlich können Kunden selbst dazu beitragen, das Aufkommen von Kleidungsabfällen zu reduzieren, indem sie zu hochwertigen Produkten greifen. Diese können zwar teurer sein, halten dafür aber länger.
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