Seit einigen Jahren ist bekannt, dass Kunststoffprodukte während des Gebrauchs kleine Partikel freisetzen oder zum Ende ihrer Lebenszeit nach und nach in winzige Bruchstücke zerfallen können. Heute werden diese Kunststoffpartikel wegen ihrer geringen Größe als Mikroplastik bezeichnet. Ein Großteil der Plastikpartikel gelangt durch Reifenabrieb oder den Zerfall von größeren Kunststoffteilen in die Umwelt. Ein kleinerer Teil wird durch Kleidung aus Kunststofffasern, wie etwa Polyester, freigesetzt – etwa beim Waschen. Wie aktuelle Studien der Technischen Universität Dresden zeigen, werden allerdings rund 90 Prozent dieser Fasern in modernen Kläranlagen zurückgehalten, wo sie sich im Klärschlamm ansammeln. Da Klärschlamm anders als früher mit der Novelle der Klärschlammverordnung von 2017 nicht mehr ohne weiteres als Dünger auf Felder ausgebracht werden darf, gelangt das Mikroplastik auch nicht mehr auf diesem Wege in die Umwelt. Das Waschen von Textilien aus Kunstfasern trägt in Summe also eher weniger zur Belastung der Umwelt mit Mikroplastik bei. Im Gegenteil: Inzwischen wurden textile Filter entwickelt, die Mikroplastik sehr effizient und kostengünstig aus Abwasser herausfiltern können.
Das aktuell vom Bundesforschungsministerium geförderte Verbundprojekt TextileMission zeigt, dass sich darüber hinaus die Menge des Mikroplastiks, das aus der Kleidung freigesetzt wird, durch richtiges Waschen weiter reduzieren lässt: In einer gut gefüllten Waschmaschinentrommel wird ein einzelnes Kleidungsstück weniger stark mechanisch beansprucht, was die Mikroplastikmenge gegenüber einer nur halb gefüllten Trommel nachweislich verringert. Dasselbe gilt für den Wäschetrockner. Grundsätzlich wird die Menge des Mikroplastiks, das beim Waschen frei wird, wohl deutlich überschätzt. In der Literatur wird seit längerer Zeit diskutiert, dass beim einmaligen Waschen einer Fleece-Jacke pro Kilogramm Textil rund 50 Milligramm Mikroplastik frei werden. Neuere Untersuchungen zeigen, dass man eine Fleece-Jacke eher zehnmal waschen muss, um solche Mengen an Mikroplastik freizusetzen.
In Deutschland werden die meisten Mikroplastikpartikel laut einer Studie des Fraunhofer-Instituts für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik Umsicht durch Reifenabrieb, bei der Abfallentsorgung, durch den Abrieb von Straßenbelägen oder durch Verluste von Plastik-Pellets in der Kunststoffindustrie freigesetzt. Deutlich weniger trägt der Abrieb bei der Textilwäsche zum Mikroplastikaufkommen bei. Dennoch ist es wichtig, die Menge des Mikroplastiks, das aus Textilien stammt, weiter zu reduzieren. Deshalb arbeiten Forscher und Kooperationspartner aus der Industrie beispielsweise an alternativen Prozessen für die Herstellung von Kleidung aus Kunstfasern. Dazu gehören die Optimierung von Strickverfahren sowie neue Technologien für die Verarbeitung der Stoffe. Winzige Faserbruchstücke werden beispielsweise beim Schneiden von Fleece-Stoffen frei. Moderne Verfahren wie das Schneiden mit Laser und Ultraschall, bei denen der Stoff erhitzt wird, können verhindern, dass Faserverschnitt entsteht. Darüber hinaus wollen die Hersteller die Färbe- und Waschprozesse in der Produktion verbessern, um künftig auch dort die Menge des freigesetzten Mikroplastiks zu minimieren
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