Die Vision: Pfleger bekommen die Warnung direkt © Trnava University on Unsplash
Die Vision: Pfleger bekommen die Warnung direkt © Trnava University on Unsplash

Patienten und Pflege entlasten

Die Situation

Personen, deren sensorische Wahrnehmung gestört ist, realisieren häufig nicht, wenn sie eingenässt haben. Durch die unbemerkte Feuchtigkeit entstehen oft Hautschäden. Diabetes-Patienten müssen ihren Blutzuckerspiegel messen, um sich im Bedarfsfall selbst Insulin zu spritzen. Für das Personal in Krankenhäusern oder auch in Pflegeheimen bedeutet das Multitasking rund um die Uhr: Es ist ständig darauf bedacht, quasi im "Vorbeigehen" Veränderungen an Patienten im Auge zu behalten, die sich beispielsweise durch körperliche Reaktionen äußern. Das erfordert hohe Konzentration neben den aktiv zu erledigenden Aufgaben. Abgesehen von der damit einhergehenden Dauerbelastung erhört sich damit auch die Fehleranfälligkeit. 

Das Projekt

Am Thüringischen Institut für Textil- und Kunststoff-Forschung wurde ein Textil entwickelt, das eine optische Warnmeldung gibt, wenn sich der Gesundheitszustand von Patienten oder pflegebedürftigen Menschen verschlechtert. Es reagiert wie ein Sensor auf typische Änderungen von Körperfunktionen, wie zum Beispiel Hautfeuchte oder Temperatur. Auf den textilen Displays erscheint dann eine Textbotschaft oder ein farblich auffälliges Warnsignal.

Das Display besteht aus vier Schichten: zwei leitfähigen Textilflächen (Elektrode und Gegenelektrode), einem Elektrolyt sowie einem sogenannten elektro-chromen Polymer (EC-Material). EC-Materialien können durch eine geringe Veränderung der elektrischen Spannung ihre Farbe verändern. Registriert der Sensor einen Anstieg der Hautfeuchte, fließt also Strom. Dadurch wird der Farbumschlag ausgelöst und die Schrift sichtbar.

Patienten mit chronischen Erkrankungen könnten sich künftig mithilfe des Textils selbst überwachen und beispielsweise Medikamente zu sich zu nehmen, falls dies notwendig ist. Ärzte und Pflegepersonal würden dadurch entlastet.

Der Nutzen für den Mittelstand

Eine Möglichkeit ist die Integration des Systems in Inkontinenzprodukte. Die Forscher haben ihre Vision inzwischen weiterentwickelt: Der Alarm ist inzwischen nicht mehr auf dem Produkt selbst ablesbar sondern räumlich getrennt davon, beispielsweise im Pflegerzimmer.

Nach erfolgreicher Markteinführung können KMU unterschiedlicher Wertschöpfungsstufen im Medizinproduktesektor ihre Angebotspalette stark erweitern und damit ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit stärken. Weiterhin können derartige Systeme auch auf andere Branchen übertragen werden, beispielsweise im Sport. Der Träger wird kann  dann gewarnt werden, wenn er zu viel schwitzt oder der Puls zu hochist. Auch Babyprodukte, wie Windeln oder Schlafsäcke würden einen enormen Mehrwert bekommen, wenn sie mit solchen Sensoren ausgestattet werden.

Ansprechpartner

Dr. Gulnara Konkin
konkin@titk.de
+49 3672 379-552

Fördergeber

Finanzielle Förderung über das Forschungskuratorium Textil als Mitglied der Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungseinrichtungen (AiF) aus Haushaltsmitteln des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz im Rahmen des Programms zur Förderung der "Industriellen Gemeinschaftsforschung (IGF)" 20976 BR.