Workshopreihe und Evaluierungsprozess zur Entwicklung der Textilindustrie - Meilensteine für den Weg in die Zukunft

25.08.2019

Auf die Textilbranche kommen in den nächsten Jahren große Veränderungen zu. Dies betrifft vor allem die Digitalisierung und die Künstliche Intelligenz, die dazu führen, dass Produkte immer schneller und in kleinerer Stückzahl nach Kundenwunsch gefertigt werden müssen. Zugleich sollen Produkte nachhaltiger sein, indem der Energieverbrauch der Produktion gesenkt wird und zunehmend nachwachsende Rohstoffe zum Einsatz kommen. Hinzu kommt hierzulande der Fachkräftemangel.

Alles in allem hält die Zukunft für die Textilbranche also einige Herausforderungen bereit. Diesen begegnen der Gesamtverband der deutschen Textil- und Modeindustrie und das Forschungskuratorium Textil in diesem Sommer mit einer Workshopreihe zum Thema „Perspektiven 2035“. Von Anfang Juli bis Mitte September werden in insgesamt fünf Workshops zu verschiedenen Zukunftsaspekten Herausforderungen definiert und Lösungsansätze erarbeitet. Die Workshops werden vom Berliner Institut für Innovation und Technologie (iit) begleitet, einer Einrichtung der VDI/VDE Innovation + Technik. Das iit berät als neutraler, zertifizierter Partner öffentliche Auftraggeber bei Fragen rund um Innovationen.

Komplexe Sachverhalte einfach darstellen

Ziel der neuen Workshopreihe ist es vor allem, Meilensteine für die künftige Positionierung der Textilindustrie zu identifizieren. Welche wichtigen Pfade gibt es? Welches sind die entscheidenden Faktoren für die Entwicklung der Textilindustrie und Textilforschung bis zum Jahr 2035? Kern der Workshops ist die Ausarbeitung einer Visual Roadmap – einer Art Fahrplan in die Zukunft. Während des Visual-Roadmap-Prozesses werden komplexe Inhalte zusammengetragen, auf ihre Kernaspekte reduziert und verständlich visualisiert. Aussagen der Teilnehmer werden konkretisiert. Dabei werden unter anderem Abhängigkeiten und Beziehungen benannt. Das Ergebnis der Visual-Roadmap ist dann die Definition von Trendaussagen und notwendigen Meilensteinen der künftigen Entwicklung.

Die ganze Branche erfassen

Die Workshops sollen alle Aspekte der Textilbranche abdecken und haben daher vier verschiedene Schwerpunktthemen. Gestartet ist die Workshopreihe im Juli mit dem Thema „Textilindustrie und Textilforschung national“. Anschließend folgte ein Workshop zum Thema „Textilforschung und Technologietransfer“. Nach der Sommerpause und nach der ersten Auswertung dieser beiden Veranstaltungen wird es Mitte September in Dresden einen Workshop geben, der ganz bewusst noch keinen Schwerpunkt hat. Er bietet die Gelegenheit, auf die bisherigen Ergebnisse noch einmal vertiefend einzugehen. Am 23. September findet in Frankfurt ein Workshop zum Thema „Textilindustrie und Textilforschung international“ statt. Die Workshopreihe endet dann am 26. September in Stuttgart mit dem Thema „Cross-Sector-Effekte“. „Wir haben uns für diese Schwerpunktsetzung entschieden, um ein möglichst umfangreiches Gesamtbild der Zukunft zu entwickeln und nicht fünf Workshops zum selben Thema mit verschiedenen Personen durchzuführen, die am Ende möglicherweise recht ähnliche Ergebnisse liefern“, erläutert Johannes Diebel, Forschungsleiter beim Forschungskuratorium Textil.

Vom Unternehmer bis zum Azubi

Die Tatsache, dass zu jedem Workshop andere Teilnehmer eingeladen sind, kann einen wirklich umfassenden künftigen Entwicklungsprozess erleichtern. So sollen in den Workshops ganz verschiedene Vertreter der Textil- und angrenzender Branche miteinander ins Gespräch kommen – vom Studenten über den Forscher bis hin zum Unternehmer. Alle Teilnehmer sollen die Gelegenheit haben, ihre Meinungen und ihr Expertenwissen in die Ausarbeitung der Zukunftsstrategie einzubringen. Besonders eingeladen sind auch Auszubildende, die in der Workshop-Reihe ihre Ideen einer modernen, textilen Welt diskutieren und weiterentwickeln möchten. Arbeitgeber können Auszubildende für die Workshops vorschlagen. Zu jedem Workshop werden 20 Teilnehmer zugelassen.

„Perspektiven 2025“ evaluieren

Dr. Uwe Mazura, Geschäftsführer des Gesamtverbands der deutschen Textil- und Modeindustrie, betont, dass die Textilbranche in Deutschland für die Zukunft nur dann gut aufgestellt ist, wenn sie ein gemeinsames Bild und Verständnis von der Zukunft hat. Genau das soll im Projekt „Perspektiven 2035“ erarbeitet werden. „Nur dann kann es gelingen, die Erforschung so zu steuern, dass sie die besten textilen Technologien und Anwendungen hervorbringt“, sagt Mazura. Es sei essentiell, jetzt die richtigen Weichen zu stellen. Zu diesem Zweck wird im aktuellen Projekt neben der Workshopreihe eine Evaluierung des Vorläuferprojektes „Perspektiven 2025“ aus dem Jahr 2012 durchgeführt. Damals hatte man in einem sogenannten Retropolationsprozess Erwartungen und Wünsche für das Jahr 2050 formuliert, um dann festzulegen, welche Maßnahmen bis zum Jahr 2025 durchgeführt werden müssten, um diese Ziele zu erreichen. Bei der aktuellen Evaluierung sollen die Ergebnisse von „Perspektiven 2025“ noch einmal neu bewertet werden – unter anderem die für die Zukunft erwarteten Marktpotentiale. Untersucht werden soll auch, inwieweit die 2012 vorgeschlagenen Maßnahmen bereits in Angriff genommen worden sind. Die Ergebnisse von 2012 sollen auch mit den Ergebnissen aus der aktuellen Workshopreihe verglichen werden. „Von diesem Vergleich versprechen wir uns zusätzlich interessante Erkenntnisse“, sagt Johannes Diebel.