Von Geotextilien über textile Anwendungen im Medizinbereich bis hin zur digital unterstützten Arbeitsbekleidung - Textil formt die moderne Welt. Auch der Nachwuchs wirft einen Blick in die Zukunft und zeigt, dass smarte Textilien immer mehr an Bedeutung gewinnen.
Wie kann ein Vlies der Küstenwache bei der Überwachung von Deichschäden unter die Arme greifen? Was hat ein T-Shirt mit Herz-Kreislauferkrankungen zu tun? Wieso beugt ein Handschuh chronischen Rückenschmerzen vor? Und wie werden Nähwirkvliesstoffe vom Aschenputtel zu Dornröschen?
Diese Fragen beantworten junge Azubis und Studenten aus der Textil- und Modeindustrie in einer pünktlich zum Jahresbeginn gestarteten Filmreihe zum Thema „Digitalisierung, so what?!“ Die Nachwuchskampagne Go Textile! wirft damit einen Blick in die Zukunft und zeigt, dass smarte Textilien immer mehr an Bedeutung gewinnen.
Hochinnovative Produkte und vielseitige Forschungsvorhaben treiben die Digitalisierung in vielen Bereichen voran. Von Geotextilien über textile Anwendungen im Medizinbereich bis hin zur digital unterstützten Arbeitsbekleidung - Textil formt die moderne Welt.
Am Institut für Textiltechnik der RWTH Aachen (ITA) entwickelten Forscher zum Beispiel ein textiles Sensorvlies. Eingearbeitet in Deichanlagen kann es als Frühwarnsystem fungieren und helfen, größere Schäden zu vermeiden. Dies ist für den Küstenschutz eine elementare Verbesserung, da nicht nur sichtbare Schäden, sondern der tatsächliche Zustand der Anlagen erkannt werden können.
Die Digitalisierung spielt auch eine Rolle in der Veredelung von Textilien. Das Sächsische Textilforschungsinstitut Chemnitz (STFI) hat ein Druckverfahren entwickelt, bei dem sich Vliesstoffe besser mit Farben, Mustern oder sogar dreidimensional wirkenden Elementen bedrucken lassen. Vliesstoffe, aufgrund ihrer Materialeigenschaften bisher eher im Verborgenen eingesetzt, können somit individuell farblich gestaltet auch im sichtbaren Bereich eingesetzt werden.
Ein von den Deutschen Instituten für Textil- und Faserforschung Denkendorf (DITF) entwickelter sensorischer Handschuh, unterstützt Lageristen beim Heben von Lasten. Druck- und Biegesensoren im Handschuh messen die Belastung und steuern aufgrund dieser Messdaten den Systemkran. Bei einem schwereren Karton gibt der Kran mehr Hebeunterstützung als bei einem leichten Karton. Gesundheitliche Folgeschäden können damit vermieden werden.
Und last but not least spielen Textilien auch im Gesundheitsbereich eine sehr große Rolle. Und das nicht nur als Verbandsmaterial: Für Langzeit-EKG-Messungen werden Elektroden und Leiterbahnen durch eine ebenfalls vom ITA entwickelte Stricktechnologie in ein Oberteil integriert. Vom Shirt aufgenommene EKG-Signale können so an eine WebPlattform übermittelt und ausgewertet werden. Unhandliche und aufwändige Aufzeichnungsmethoden können damit abgelöst werden.
Laut Ingeborg Neumann, der Präsidentin des Gesamtverbandes der deutschen Textilindustrie, stehen der Textilindustrie sehr spannende Zeiten bevor. „Die Digitalisierung und Künstliche Intelligenz werden neue Potentiale erschließen, die durch Individualisierung, Stichwort Losgröße 1, und durch kluge Vernetzung vom Design über die Produktion bis zum Vertrieb ganz neue Geschäftsmodelle hervorbringen werden. Wir können junge Menschen nur ermuntern, sich auf eine Entdeckungsreise durch unsere Branche zu begeben. Es warten interessante Zukunftsberufe auf Mädchen und Jungen, die noch nach der richtigen Ausbildung suchen. Die Videoclips unserer Auszubildenden zeigen auf eindrückliche Art und Weise, wie spannend und vielschichtig die deutsche Textilindustrie ist.“
Die GoTextile-Kampagne ist auch der Startschuss für eine sechsteilige Serie im Fachmagazin „textile network“ über die Stars der Zukunft in der Textilbranche. Hier werden Kooperationen von Unternehmen der Textil- und Modeindustrie mit Start-ups präsentiert, die als Treiber einer Zukunftsbranche wirken.
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