Die kleinen Einzeller wachsen weniger, wenn sie Schadstoffen ausgesetzt sind.
Ciliaten im Mikroskop © Klaus Opwis, DTNW

Wimperntierchen zeigen toxische Stoffe an

Die Situation

Die Produktion textiler Produkte geht mit einer potentiellen Gefahr für Gesundheit und Umwelt einher, die sowohl von Regulierungsbehörden als auch vom Verbraucher immer kritischer betrachtet wird. Zwar gibt es Toxizitätstests für Textilien. Diese haben aber verschiedene Nachteile. Beispielsweise können oftmals keine festen, heterogenen oder stark gefärbten Proben untersucht werden. Spezielle Hautzytotoxizitätstests wiederum sind sehr kostspielig.

Das Projekt

Im Forschungsprojekt „CiliTest“ wurde deshalb am Deutschen Textilforschungszentrum Nord-West ein Toxizitätstest entwickelt, der universell einsetzbar und vergleichsweise preisgünstig ist. Dieser besteht aus einem einfachen Verfahren, mit dem sich das toxische Potential von Proben entlang der textilen Produktionskette bestimmen lässt. Darüber hinaus wurde Grundlagenwissen für eine spätere Prüfnorm geschaffen.

Winzige einzellige Organismen, sogenannte Ciliaten oder Wimperntierchen sind die Basis für den Test. Beim Wachsen setzen Sie Wärme frei, die gemessen werden kann. Abhängig von der Menge der Schadstoffe hemmen diese das Wachstum dieser Kleinstorganismen mehr oder weniger stark. Misst man also die freigesetzte Wärme, kann man grundsätzlich auf die Toxizität einer Textilprobe schließen. Um den Test für jeden nutzbar zu machen, wird das Messergebnis auf einer einfachen Skala dargestellt.

Das Verfahren wurde auch anhand von industriellen Proben validiert: Bei der Untersuchung von Wässern konnte eine toxische Wirkung mithilfe des Verfahrens eindeutig ausgeschlossen oder auch bestätigt werden. Im Falle von belasteten Textilien korrelieren die Ergebnisse hervorragend mit den Erwartungen beziehungsweise mit vergleichbaren Prüfnormen.

Der Nutzen für den Mittelstand

Mit der Erarbeitung einer entsprechenden Prüfnorm eröffnen sich den potentiellen Kunden mittelfristig neue Möglichkeiten, ihre Zwischen- und Endprodukte, aber auch Abfälle, Prozess- und Abwässer hinsichtlich ihres toxischen Potentials bewerten zu lassen. Das Verfahren eröffnet insbesondere Kunden aus den mittelständisch geprägten Unternehmen der Textilherstellung und Textilveredlung sowie Konfektionären die Möglichkeit, die toxikologische Unbedenklichkeit ihrer Produkte und Produktionsprozesse nachzuweisen. Prüflabore profitieren ebenfalls von der Entwicklung eines allgemein anerkannten Toxizitätstests, den sie ihren Kunden anbieten können.

Ansprechpartner

Dr. Klaus Opwis
opwis@dtnw.de
+49 2151 843 2014

Fördergeber

Finanzielle Förderung über das Forschungskuratorium Textil als Mitglied der Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungseinrichtungen (AiF) aus Haushaltsmitteln des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie im Rahmen des Programms zur Förderung der Industriellen Gemeinschaftsforschung (IGF) 19584 N.