Hochfeines Schlauchgewebe für den Einsatz als kleinprofilige Stentgraft
Hochfeines Schlauchgewebe für den Einsatz als kleinprofilige Stentgraft, © ITA

Fein gewebte Schläuche stützen die Aorta

Die Situation

Jährlich erkranken allein in Deutschland bis zu 31.000 Menschen an einem Aortenaneurysma, einer krankhaften Aussackung der Hauptschlagader. Neben der konventionellen, offen-chirurgischen Therapie hat sich die endovaskuläre Aortenreparatur (EVAR) etabliert, bei der Geflechte, die die Blutgfäße stabilisieren, sogenannte Stentgrafts, durch die Blutgefäße zur Aorta geschoben werden. Aufgrund verengter und stark mäandrierender Zugangsgefäße sind jedoch heutzutage bis zu 50 Prozent aller Patienten nicht für die EVAR geeignet. Abhilfe sollen kleinere Stentgraftsysteme schaffen, die weniger biegesteif sind und auch komplizierte Zugangswege überwinden können. Ein möglicher Lösungsansatz ist der Einsatz dünnwandiger Schlauchgewebe aus hochfeinen Multifilamentgarnen als Graftmaterial. Bislang lassen sich die feinen Garne mit der verfügbaren Webtechnik  aber nicht in der geforderten hohen Fadendichte verarbeiten.

Das Projekt

Am Institut für Textiltechnik der RWTH Aachen wurde daher eine neuartige Webriet-Technologie entwickelt, die es ermöglicht, hochfeine medizinische Multifilamentgarne (≤ 20 dtex) mit einer hohen Fadendichte von mehr als 200 pro Zentimeter im Schlauchwebprozess zu verarbeiten. Eine Herausforderung war es, die Kettfadenreibung durch eine Verringerung der Kettdichte beim Fachwechsel zu reduzieren und die benötigten Kettdichten beim Schussanschlag wiederherzustellen. Im Projekt konnten unterschiedliche, feine Schlauchgewebe hergestellt werden, die auf ihre Eignung als dünnwandiges Graftmaterial untersucht wurden. Tatsächlich eignen sich die feinen Schlauchgewebe als neuartiges dünnwandiges Graftmateriali eines „ultra-low profile“-Stentgraftsystems.

Der Nutzen für den Mittelstand

Die Herstellung eines spezialisierten Stentgraftprodukts mit einem besonders kompakten Kathetersystem bietet deutschen Medizintechnik-KMU und der Zuliefererindustrie wie Maschinenherstellern, Webzubehöranbietern, Garnherstellern, Webereien oder Textilveredlern die Möglichkeit, sich auf dem wachsenden Stentgraft-Markt mit einem Alleinstellungsmerkmal zu positionieren. Des Weiteren können die Ergebnisse des Forschungsvorhabens für andere vielversprechende Katheteranwendungen wie etwa Transkatheterherzklappen genutzt werden. Die Erkenntnisse zur reibarmen Fadenführung feiner Multifilamentgarne sind darüber hinaus auf andere Textiltechnologien wie das Wirken oder Flechten übertragbar. Davon profitieren technologieübergreifend innovationsgetriebene KMU der Textilbranche in Deutschland.

Ansprechpartner

Kai-Chieh Kuo
kai-chieh.kuo@ita.rwth-aachen.de
+49 241 80 22103

Fördergeber

Finanzielle Förderung über das Forschungskuratorium Textil als Mitglied der Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungseinrichtungen (AiF) aus Haushaltsmitteln des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie im Rahmen des Programms zur Förderung der Industriellen Gemeinschaftsforschung (IGF)" 20090 N.