Rund 90 Prozent ihrer Zeit verbringen Menschen in Industrieländern in geschlossenen Räumen – sei es bei der Arbeit, in der Freizeit oder während des Schlafens. Damit hängt die Lebensqualität ganz entscheidend vom Raumklima beziehungsweise der Wohlfühlatmosphäre in den Wohnungen ab. Textilien prägen das Wohnumfeld seit jeher – beispielweise Teppiche oder Decken. Inzwischen aber übernehmen Textilien immer mehr Funktionen, wodurch sie die Wohnqualität noch deutlich steigern.
Licht hat auf den Menschen großen Einfluss, weil die Lichtfarbe Stimmungen stark beeinflusst. Bläuliches Licht macht wach, Kirschblütenrose hingegen beruhigt. Zu einer Wohnung mit Wohlfühlfaktor gehört damit vor allem auch eine gut abgestimmte Beleuchtung. Eine besonders interessante zukünftige Lichtquelle sind moderne Leuchtgarne, in die – kaum sichtbar – Leuchtdioden eingearbeitet werden. Diese Garne sorgen für eine homogene Hintergrundbeleuchtung. Der Clou: Sie lassen sich mit Näherungssensoren kombinieren, sodass sie bei Annäherung einer Hand automatisch die Lichtfarbe wechseln oder an- und abgeschaltet werden können. Auch gibt es inzwischen textile Sensoren, die mit elektrisch leitenden Garnen bestückt sind. Diese werden aktiviert, wenn man sie mit dem Finger berührt.
Sonnenstrahlung steuern
Zur Wohlfühlatmosphäre trägt neben dem künstlichen Licht vor allem auch die Sonnenstrahlung bei, die perfekt dosiert sein sollte, damit es nicht zu warm wird. Tatsächlich gibt es inzwischen Textilien, die den Lichteinfall steuern – beispielsweise durch spezielle Pigmente, mit denen die Textilien beschichtet werden. Diese sogenannten photochromen Partikel wechseln bei Lichteinstrahlung ihre Farbe. Dadurch können sie grelles einfallendes Sonnenlicht dämmen und zugleich ein zu starkes Aufheizen des Raumes verhindern.
Klimaneutraler Teppich
Wie in anderen textilen Anwendungsgebieten wird auch im Bereich Wohnen der Einsatz umweltfreundlicher Produkte und nachwachsender Rohstoffe immer wichtiger. So ist es unlängst gelungen, einen Teppich aus klimaneutralen Rohstoffen herzustellen. Für die Produktion des Teppichgarns wurden Ölleinfasern aus den Stängeln von Flachspflanzen mit Öko-Polyamidfasern kombiniert, die zu 70 Prozent aus Rizinusöl bestehen. Dabei wurden die Fasern miteinander zu festen Garnen verarbeitet, um daraus anschließend den Bodenbelag herzustellen. Wie sich zeigt, ist der Einsatz von Flachs und Rizinusöl deutlich ressourcensparender als beispielsweise von Wolle, weil deren Produktion mitsamt der Tierzucht weit mehr Energie verbraucht.
Trennwände aus nachwachsenden Rohstoffen
Und nicht nur Auslegeware lässt sich inzwischen nachhaltig produzieren, sondern auch die häufig beim Innenausbau verwendeten Platten. So wurden als Alternative für Spanplatten, Platten für Büroräume oder Trennwände leichte und stabile „Noppenwaben“ aus einem Verbund von Baumwoll- und Polylmilchsäurefasern entwickelt. Diese Noppenwaben können zum Beispiel zur Feuchtigkeitsregulation oder zur Schallabsorption in Räumen eingesetzt werden. Die textilen Platten werden zunächst so geformt, dass auf ihrer Oberfläche Noppen entstehen. Die Größe der Noppen wird dabei an den Verwendungszweck angepasst – etwa die Schallabsorption oder um besondere Stabiltät zu erreichen. Die Festigkeit ergibt sich durch ein Aufschmelzen der Polymilchsäurefasern, die sich dann fest mit der Baumwolle verbinden.