Auftakt Tarifrunde 2025
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Tarifrunde 2025

Tarifrunde 2025

Gemeinsam Verantwortung tragen

Es ist eine der tiefgreifensten Krisen in der Textil- und Modeindustrie seit Jahrzehnten. Hohe Energiepreise, überbordende Regulierung und die drohenden Werksschließungen namhafter Autobauer treffen die mittelständischen Textilhersteller mit voller Wucht. Hinzu kommt die Kaufzurückhaltung der Verbraucher im zweiten Jahr einer Rezession, die alle Zutaten einer Dauerkrise hat. Namhafte Qualitätshersteller schaffen es kaum mehr, wettbewerbsfähig am Standort Deutschland zu produzieren. Chinesische Onlinemarktplätze fluten die Märkte mit Billigware. Die Folge: Rekordzahlen bei den Firmenpleiten. Wer nicht in den Abwärtsstrudel gerissen werden will, verlagert Produktion oder Teile der Produktion ins Ausland. Noch nie haben so viele Unternehmen der Branche ihr Gewerbe in Deutschland aus Gründen der Produktionsverlageung abgemeldet. Weniger Textil- und Modeunternehmen, zurückgehende Umsatzzahlen, weniger Beschäftigte, Minus-Ergebnisse selbst im bisher starken Export prägen die Stimmung in der Textil- und Modeindustrie. Die Branche muss jetzt alle Kräfte bündeln und gemeinsam Verantwortung tragen.

Die zweithöchste Forderung der IG Metall seit über 20 Jahren ist angesichts der Lage völlig realitätsfern. Wir müssen wieder wettbewerbsfähig werden. Nur so können wir überhaupt noch am Standort Deutschland produzieren. Nur wenn wir gemeinsam Verantwortung zeigen, können wir diese schwierige Situation meistern.

Markus Simon

Verhandlungsführer der Arbeitgeber

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Aktuelles Tarifrunde 2025

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Die Dauer der Wirtschaftskrise ist beispiellos. Nach zwei Jahren Rezession ist auch für 2025 keine Trendwende in Sicht. Im Gegenteil: Die deutsche Wirtschaft wird nach Einschätzung des Internationalen Währungsfonds, IWF, auch in diesem Jahr kaum wachsen. Der IWF hat Deutschland im Vergleich wichtiger Industrienationen für 2025 ganz nach hinten durchgereicht. Auch in der Eurozone ist Deutschland letzter und kommt an die für den Euroraum vorhergesagten 1,3 Prozent Wachstum nicht ansatzweise heran. Die deutsche Textil- und Modeindustrie trifft diese Wirtschaftskrise mit voller Wucht.

Die deutsche Textil- und Modeindustrie fest im Griff der Rezession

Die realen Umsätze in den vergangenen fünf Jahren sind sowohl in der Textil-, als auch in der Bekleidungsindustrie um über 20 Prozent gesunken. Zwar hatten sich viele Unternehmen nach dem Einbruch durch die Corona-Pandemie mit wochenlangen Lockdowns wieder mühevoll zurückgekämpft, doch inzwischen sind alle Zahlen wieder im Minus: Umsätze, Beschäftigung, Produktion, Export und Auftragseingänge. Viele Unternehmen haben deshalb den Anschluss an das Vor-Corona-Niveau nicht geschafft. Das liegt auch an der Absatzkrise bei den deutschen Autobauern. Kurzarbeit und die angekündigte Betriebsschließungen haben unmittelbare Folgen für die vielen Zulieferer in der Textilindustrie.  

Es geht um die Existenz der Textil- und Modeindustrie

Quelle: destatis

2024 gab es Deutschland 25 Prozent mehr Insolvenzen als im Jahr zuvor. In der Textil- und Modeindustrie lag die Zahl der Firmenpleiten sogar noch über dem Durchschnitt. Im Bekleidungsbereich mussten 66 Prozent mehr Unternehmen Insolvenz anmelden, bei den Textilherstellern waren es 42 Prozent mehr. Mit jeder Meldung über eine Insolvenz verliert die mittelständische Textil- und Modeindustrie ein wichtiges Glied ihrer textilen Wertschöpfungskette. Wer seine Produktion schließen oder ins Ausland verlagern muss, weil er in Deutschland nicht mehr wettbewerbsfähig ist, kommt nicht wieder. Traditions- und Familienunternehmen schließen, in vielen Fällen gehen Erfolgsgeschichten zu Ende, Belegschaften verlieren ihren Job; Regionen verlieren wichtige Arbeitgeber, die ausbilden und in Deutschland Steuern zahlen

Zweithöchste Tarifforderung der IG Metall seit über 20 Jahren blendet die Lage aus

Quelle: textil+mode

Der Gesamtverband textil+mode hat zusammen mit seinen Mitgliedsverbänden die Unternehmen der Branche nach ihrer Einschätzung der Lage befragt. Umsätze, Beschäftigung, Produktion, Export und Auftragseingänge- alle Kerndaten der Branchen sind im Minus. Im Dauerhoch sind Energie- und Rohstoffpreise, Arbeitskosten und immer mehr Aufwand für Regulierungen und Bürokratie. Die Folge: Insolvenzen und Betriebsaufgaben, weil die Textil- und Modeindustrie am Standort Deutschland nicht mehr wettbewerbsfähig ist. Entsprechend bewerten die Unternehmen die Lage zu Beginn des Jahres als extrem schlecht, schlechter noch als zu Zeiten der Corona-Pandemie. Wer in einer solchen Lage 6,5 Prozent mehr für 12 Monate fordert, blendet den Ernst der Lage völlig aus. Diese zweithöchste Forderung der IG Metall seit über 20 Jahren ist alles andere als verantwortungsvoll.