Foto: Gregor Fischer - Fotografie
Hamburg: Im Koalitionsvertrag von Union und SPD wird das Vorhaben noch einmal bestätigt, in Brüssel ist es bereits auf den Weg gebracht: die Erweiterte Herstellerverantwortung (EPR) für Bekleidung, Heimtextilien und Schuhe. Im Zuge der Überarbeitung der Abfallrahmenrichtlinie soll sie europaweit umgesetzt werden.
Wie dies geschehen soll, darüber fand nun erstmals ein breit angelegter branchenübergreifender Stakeholder-Dialog statt, zu dem der Gesamtverband der deutschen Textil- und Modeindustrie in Kooperation mit der Gemeinsamen Rücknahmesystem Servicegesellschaft mbH (GRS) und der Otto Group eingeladen hatte.
Mehr als 80 Vertreterinnen und Vertreter aus Industrie, Handel, Politik, Entsorgungswirtschaft sowie zivilgesellschaftlichen Organisationen diskutierten auf dem Campus der Otto Group in Hamburg zentrale Fragen der zukünftigen Ausgestaltung eines EPR-Systems für Textilien in Deutschland.
Für Dr. Uwe Mazura, Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbandes textil+mode, steht dabei außer Frage, dass die mittelständische Textil- und Modeindustrie Verantwortung für ihre Produkte übernehmen will: „Wir sagen klar ja zur Herstellerverantwortung, das haben wir schon in der Vergangenheit getan und werden es auch in Zukunft tun, wenn uns der Gesetzgeber dazu verpflichtet. Das bedeutet aber auch, dass wir nicht nur zahlen, sondern mitreden und mitgestalten wollen, wenn es um transparente und zukunftsfähige Rücknahmesysteme geht. Unsere Branche kann aus der Erweiterten Herstellerverantwortung echte Kreisläufe schaffen, bürokratische und teure Strukturen brauchen wir dagegen nicht.“
Dr.-Ing. Julia Hobohm, Geschäftsführerin der GRS mbH sagte: „Die Herstellerverantwortung, wie der Name schon sagt, sollte auch von den Herstellern maßgeblich gestaltet und getragen werden. Was an Herstellerverantwortung in anderen Produktbereichen falsch gelaufen ist, sollte für Textilien auf keinen Fall wiederholt werden.“
Prof. Dr. Tobias Wollermann, Vice President Group Corporate Responsibility, Otto Group erklärte: „Um eine faire und transparente Handelswelt zu schaffen, müssen wir Bürokratie minimieren und gleichzeitig eine effektive Marktüberwachung gewährleisten. Asiatische Plattformen sollten die gleichen Regeln befolgen wie europäische Online-Händler, um einheitliche Wettbewerbsbedingungen auch bei der Umsetzung der Kreislaufwirtschaft zu erzielen, die die EU mit dem Green Deal verfolgt. Unser Ziel ist es, kostengünstige Lösungen für Hersteller und Handel und klare Definitionen zu erarbeiten, um Wettbewerbsverzerrungen zu verhindern und Raum für verantwortungsvolles und zukunftsorientiertes Handeln zu schaffen.“
In vier Workshops entwickelten die Teilnehmer der Konferenz Handlungsempfehlungen auf der Basis des vom Gesamtverband textil+mode bereits im vergangenen Jahr vorgelegten Eckpunktepapiers anhand folgender Fragestellungen:
- Wie soll ein EPR-System gestaltet werden?
- Wie soll eine gemeinsame Herstellerstelle Textilien registrieren und den Markt überwachen?
- Wie sollen bestehende Sammelstrukturen erhalten und weiterentwickelt werden?
- Wie sollen Verbraucher informiert werden, damit am Ende auch das Ziel eines nachhaltigen Textilkonsums gelingt?
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren sich einig: Nur wenn alle Akteure – vom Hersteller über den Handel bis zur Entsorgungswirtschaft – zusammenarbeiten, kann ein wirkungsvolles und nachhaltiges EPR-System etabliert werden. Die Anforderungen der betroffenen Hersteller-Industrie müssen dabei zentral in die künftige Ausgestaltung eines Systems mit einfließen.
„Wir nehmen die vielen wertvollen Impulse aus diesem Dialog mit in die weiteren politischen Gespräche. Unser Ziel ist ein EPR-System, das nicht nur ökologisch sinnvoll, sondern auch wirtschaftlich tragfähig und bürokratiearm ist“, so Uwe Mazura, Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbandes textil+mode.
Die gemeinsam erarbeiteten Ergebnisse des Stakeholder-Dialogs fließen jetzt ein in ein gemeinsames Konzeptpapier, das der Gesamtverband textil+mode als nächsten Schritt erstellen wird. Dieses Papier wird der Gesamtverband als starke Stimme der Hersteller aktiv in die politische Diskussion und Ausgestaltung der Erweiterten Herstellerverantwortung zusammen mit starken Partnern einbringen.
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