Gesamtverband textil+mode für Deeskalation im Zollstreit mit den USA, gegen Einbeziehung von Textil- und Modeprodukten

Hauptgeschäftsführer Mazura: „Verschärfung des Handelskonflikts hätte enorme Folgen für mittelständische Textil- und Modeindustrie“

16.04.2025

Berlin: Die deutsche Textil- und Modeindustrie ist mit zahlreichen Ländern weltweit buchstäblich verwoben. Die mittelständisch geprägte Industrie steht und fällt mit verlässlichen internationalen Wertschöpfungsketten. Kurzfristig verhängte Zölle nehmen den Unternehmen die dringend benötigte Planungssicherheit und führen am Ende zu höheren Verbraucherpreisen. Am Ende verlieren alle Beteiligten.
 
Uwe Mazura, Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbandes textil+mode, fordert, den Zollstreit nicht zu eskalieren: „Unsere Branche in die EU-Gegenmaßnahmen einzubeziehen, bringt niemandem etwas. Die Unternehmen im Textil-, Mode-, Schuh- und Lederwarenbereich haben in der Vergangenheit keine guten Erfahrungen mit Handelskonflikten gemacht. Das haben wir auch in der Konsultation zu den Sanktions-Listen im Zollstreit mit den USA noch einmal deutlich gemacht.“
 
Die beste Antwort auf den von der US-Administration eingeleiteten Handelskonflikt sind aus Sicht des Gesamtverbandes textil+mode Verhandlungen mit dem Ziel, Zölle und nichttarifäre Handelshemmnisse auf beiden Seiten abzubauen. Wir begrüßen, dass sich auch die Europäische Kommission in diesem Sinne geäußert hat. Dazu sollten jetzt fünf Schritte seitens der EU erfolgen:
 
Eskalation stoppen
Die USA sind unser Absatzmarkt Nr. 1 außerhalb Europas. Dieser Markt wächst weiter, die Aussichten sind stabil und viele Textil- und Bekleidungsfirmen haben ein Interesse daran, ihr Geschäft auszubauen. Bei den geringen Importen und den andererseits sehr großen Exportvolumina würde ein Hochschaukeln des Konflikts unsere Branche schwer treffen.
 
Sanktionslisten überarbeiten
Textil- und Modeprodukte sind für uns alle unentbehrlich. Es ist im wohlverstandenen Interesse der EU und ihrer Bürgerinnen und Bürger, Textil, Mode, Schuhe und Lederwaren vollständig und dauerhaft von ihren angedrohten Gegenmaßnahmen auszuklammern.
 
Verhandlungen starten
Die beste Antwort auf die US-Kritik an fehlender Reziprozität der EU-Zollsätze sind Abbau von Zöllen und nichttarifären Handelshemmnissen auf EU-Seite auf der Grundlage konstruktiver bilateraler Gespräche. So könnten auch Probleme mit China durch unfaire Handelspraktiken gemeinsam angegangen werden.
 
Regelbasierten Freihandel stärken
Bilaterale Handelskonflikte führen oft zur Umlenkung von Warenströmen in andere Regionen. Die hieraus entstehenden Szenarien lassen sich dauerhaft nicht durch das Recht des Stärkeren lösen. Mit dem regelbasierten multilateralen Handelssystem der WTO ist ein Rahmen verfügbar, der die betroffenen Interessen ausgleichen und den Konflikt befrieden kann. Wir begrüßen, dass die EU sich fest zu diesen Regeln bekennt. Zur Eindämmung kurzfristig massiv ansteigender Einfuhren aus bestimmten Ländern wie etwa China verfügt die EU als letztes Mittel über ein geeignetes WTO-konformes Instrumentarium von Schutzmaßnahmen.
 
Planungssicherheit herstellen
Saisonale Produkte und komplexe Fertigungsprozesse erfordern ein Höchstmaß an Planungssicherheit. Kurzfristige Änderungen von Zöllen und anderen Rahmenbedingungen sind Gift für alle Wirtschaftsbeteiligten. Zu einer guten Antwort der EU gehört daher auch, Planbarkeit für die heimische Wirtschaft herzustellen und auch von unseren Handelspartnern weltweit einzufordern.   
 
Die USA sind für die deutsche Textil- und Modeindustrie der wichtigste Absatzmarkt außerhalb Europas. Nach Berechnungen der Deloitte-Economic Trend Briefing („Auswirkungen der reziproken Zölle auf die deutsche Wirtschaft“) würden die von der US-Regierung angekündigten Zölle einen Umsatzeinbruch von knapp 16 Prozent bei den Exporten in die USA für die deutsche Textil- und Modeindustrie zur Folge haben. Die Branche exportiert pro Jahr Waren im Wert von knapp einer Milliarde Euro in die USA. Der wichtigste Absatzmarkt insgesamt für die deutsche Textil- und Modeindustrie ist mit großem Abstand die EU.

Kontakt

Petra Diroll

Leitung Politik und Kommunikation