Textilforschungsbericht 2022

Textil ist vielseitig, überrascht immer wieder und hält jede Menge nachhaltige Lösungen parat. Das zeigt einmal mehr der aktuelle Textilforschungsbericht. Die Textilindustrie liegt auf Platz Zwei der Industriellen Gemeinschaftsforschung. In diesem Förderprogramm des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz entwickelt der deutsche Mittelstand gemeinsam mit Forschungseinrichtungen Textilien für den High-Tech-Bereich. Innovative Textilien sparen Energie und Ressourcen, sind vermehrt aus biobasierten Materialien und helfen der Nachhaltigkeit in vielen Anwendungsbereichen auf die Sprünge.

19.07.2023

Nicht erst seit dem Green Deal beschäftigt sich die textile Grundlagenforschung damit, wie Textilien nachhaltiger werden: Schon vor sieben Jahren zeigte der Gesamtverband der deutschen Textil- und Modeindustrie auf der Woche der Umwelt des Bundespräsidenten textile Innovativen. Darunter das Rotorblatt einer Windkraftanlage aus Carbonfasern mit integriertem textilbasiertem Sensorsystem. Es überwacht die Struktur des Bauteils im laufenden Betrieb und warnt frühzeitig vor Schäden. Teile werden so nur noch ausgetauscht, wenn es nötig ist. Das ist nicht nur ökonomisch, sondern auch ökologisch ein Vorteil.

Auch im vergangenen Jahr ging es in den abgeschlossenen Forschungsprojekten überwiegend um den Weg zur Klimaneutralität. An den Deutschen Instituten für Textil- und Faserforschung (DITF) in Denkendorf bei Stuttgart wurden Basalt-Keramik-Verbünde als Bewehrung für Beton erprobt. Mit dem Material werden Bauteile aus Beton tragfähiger und belastbarer gemacht. Diese sind, genauso wie Carbonfasern, eine sehr nachhaltige Alternative für solche aus Stahl. Sie sind zusätzlich auch für den Brandschutz geeignet.

Ein anderes Projekt der DITF zielt auf die nachhaltige Gestaltung von Innenstädten ab: Als Gegengewicht zu immer mehr versiegelten Flächen in dicht bebauten Innenstädten, haben sich die Forscher der Fassadenbepflanzung angenommen. Die textilen Strukturen in den sogenannten Living Walls fangen starke Niederschläge auf und tragen so aktiv zum Hochwasserschutz bei. Das Forschungsinstitut hat ein weitgehend autonom funktionierendes System mit wenig Wartungs- und Pflegeaufwand sowie eine Life-Cycle-Analyse entwickelt. Diese bietet Städteplanern und Unternehmen die Möglichkeit, den Einsatz dieser vertikalen Gärten mit konkreten Kennzahlen zu bewerten.

Neben den umweltrelevanten Themen spielte auch der Bereich Gesundheit und Medizin eine große Rolle in der textilen Vorlaufforschung. So ist es beispielsweise bislang recht aufwendig, OP-Textilien hygienisch einwandfrei aufzubereiten. Wissenschaftler des wfk-Cleaning Technology Institute aus Krefeld beschäftigen sich unter anderem mit dieser Herausforderung. Am Institut für Textilmaschinenbau und Textile Hochleistungswerkstofftechnik der TU Dresden (ITM) hat ein Team bewiesen, dass Gewebe aus einem besonderem Funktionsgarn das Zellwachstum anregen kann. Es unterstützt so den Körper dabei, defekte Blutgefäße zu regenerieren. Und in einem weiteren Projekt des ITM waren biobasierte Fasern die Hauptdarsteller. Das Forschungsinstitut hat eine Spinntechnologie entwickelt, mit der Garn aus 100 Prozent Chitosan in industriellem Maßstab produziert werden kann. Chitosan stammt aus Krabbenpanzern und ist ein Abfallprodukt in der Fischereiwirtschaft. Das Material wirkt blutstillend, antibakteriell und fördert die Wundheilung.

Neben spannenden Forschungsergebnissen enthält der diesjährige Bericht auch Wissenswertes aus den Instituten. Wir stellen Wissenschaftler und ihre Entdeckungen und Entwicklungen vor, die vielfach preisgekrönt sind. Auch dieser Blick hinter die Kulissen zeigt, wie essenziell die exzellente Textilforschung für die Zukunft von Deutschland und Europa ist. Textil kann Wandel, doch dazu braucht es auch Spitzenforschung!

Sind Sie neugierig geworden? Hier finden Sie den neuen Bericht. Wenn Sie Fragen zu einzelnen Projekten oder anderen Inhalten haben, sprechen Sie uns gern an. Wir helfen Ihnen weiter oder vermitteln den direkten Kontakt zu den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern.