Tarifabschluss für die westdeutsche Textil- und Bekleidungsindustrie

Tarif-Rundschreiben 3/2021

16.02.2021

Am frühen Morgen des 16. Februar 2021 haben sich die Tarifparteien nach mehrstündigen, äußerst schwierigen Verhandlungen im hybriden Format auf einen Tarifabschluss für die rund 100 000 Beschäftigten der westdeutschen Textil- und Bekleidungsindustrie geeinigt.

Der Abschluss enthält eine Krisen- und eine Perspektiven-Komponente:

1. Laufzeit

Der Abschluss hat eine Laufzeit von 25 Monaten (1. Februar 2021 bis 28. Februar 2023).

2. Krisen-Komponente für 2021: Corona-Beihilfe (§ 3 Ziffer 11a EStG und § 1 SvEV)

Arbeitnehmer und Auszubildende erhalten zusätzlich zum ohnehin geschuldeten Arbeitslohn aufgrund der Corona-Krise eine einmalige Corona-Beihilfe in Höhe von 325 Euro. Diese ist auszahlbar bis spätestens Juni 2021.

3. Perspektiven-Komponente für 2022 und 2023

a) Vergütungen

Die erste tabellenwirksame Erhöhung der Tarifentgelte wurde zum 1. Februar 2022 mit 1,3 Prozent vereinbart.

Wirtschaftlich belastete Betriebe können bei dieser Erhöhung abweichende Vereinbarungen treffen.

Zum 1. Oktober 2022 folgt eine zweite Tariferhöhung mit 1,4 Prozent.

Die Ausbildungsvergütungen erhöhen sich ab 1. Augst 2022 um jeweils 30,00 Euro in allen Stufen.

Das Urlaubsgeld wird ab 2022 um 2 Prozent erhöht.

b) Befristete Fortführung der Altersteilzeit

Der Tarifvertrag zur Förderung der Altersteilzeit wird befristet um die Laufzeit des Tarifabschlusses verlängert. Die Quote bleibt unverändert bei 2 Prozent bestehen. Zukünftig wird bei Betrieben mit regelmäßig mehr als 150 Beschäftigten bei der Ermittlung der Quote kaufmännisch gerundet.

Die Arbeitnehmer, die ab 1. Juli 2021 in Altersteilzeit gehen, erhalten einen höheren Aufstockungsbetrag von 630,00 Euro (bislang 600,00 Euro). Für Arbeitnehmer, die ab 1. Juli 2022 in Altersteilzeit gehen, beläuft sich dieser Betrag auf 650,00 Euro.

c) Erhöhung des Arbeitgeber-Bildungsbeitrags für Aus-, Fort- und Weiterbildung

Der arbeitgeberseitig zu tragende Bildungsbeitrag des Tarifvertrages zur Aus-, Fort- und Weiterbildung wird ab 2022 auf 13,50 Euro (bislang 12,50 Euro) und ab 2023 auf 15,00 Euro pro Arbeitnehmer und Jahr erhöht.

 

„Mitten in der Krise ist dies ein Abschluss der Vernunft und der Perspektive“, sagt Markus Simon, Verhandlungsführer der Arbeitgeberseite und Geschäftsführer der Verseidag Indutex GmbH in Krefeld. „Das Schlimmste angesichts der dramatischen Folgen der Corona-Pandemie für die Textil- und Modeindustrie wären ein weiterer Stillstand in den Verhandlungen und damit weitere Unsicherheit für Beschäftigte und Arbeitgeber gewesen.“

Die erneute Verlängerung des Winter-Lockdowns hat die Situation in der Branche weiter verschärft. Dies zehrt an den Rücklagen der Unternehmen, die bereits im Frühjahr-Lockdown Umsatzeinbrüche von bis zu 45 Prozent hinnehmen mussten. Zudem hakt es bei den Überbrückungshilfen für die Branche gewaltig. Die Sorgen rund um die Virus-Mutanten und der schleppende Impfstart lassen in der aktuellen Situation keine wirkliche Perspektive erkennen.

„Wir wissen, dass es noch lange dauern wird, die Folgen der Corona-Pandemie zu überwinden. Diesen wirtschaftlichen Prognosen trägt der Abschluss Rechnung und bringt Planungssicherheit und Perspektive für die nächsten 25 Monate“, so Simon. „Am Ende hat sich die Einsicht durchgesetzt, dass wir den Weg aus der Krise nur gemeinsam schaffen.“

Der Arbeitgeberverbund des Gesamtverbandes der deutschen Textil- und Modeindustrie und die IG Metall haben eine Erklärungsfrist bis zum 9. März 2021 vereinbart.

Auf der Kampagnen-Webseite des Gesamtverbandes textil+mode finden Sie sämtliche Informationen zur Tarifrunde 2021: https://textil-mode.de/de/verband/tarifpolitik/.