Produktneuheiten mit textilen Leitern und Sensoren

Das 7. Anwenderforum SMART TEXTILES in Bad Waldsee Ende Februar zeigt Neuentwicklungen auf dem rasch wachsenden Markt für smarttextile Produkte

07.01.2019

Die Ehe zwischen Textil und Elektronik hat inzwischen handfeste Folgen in Form von neuen Produkten und Verfahren im Mittelstand. Ob Hightech-Handschuh für Fahrzeugbauer, textiles Touchpad zur Maschinensteuerung oder textile Sensoren zum Screening von Bauteilen: Smart Textile-Lösungen haben oft zwei „Väter“ – die Textilinstitute wie DITF Denkendorf, FTB Mönchengladbach, Hohenstein Bönnigheim, ITA Aachen, ITA Dresden, STFI Chemnitz und TITV Greiz sowie die Entwicklungsabteilungen entsprechender Mittelstandfirmen.

Die neuesten Trends der anwendungsorientierten Forschung und Entwicklung werden Ende Februar in Bad Waldsee beim 7. Anwenderforum SMART TEXTILES vorgestellt. Darunter als Beitrag für das Internet der Dinge smarte Technologien in Textil oder Faserverbundstrukturen zum Einsatz in der Luft- und Raumfahrt.

Nach tiefgreifendem Strukturwandel hat die deutsche Textilindustrie sich im vergleichsweise jungen Geschäftsfeld Technische Textilien eine international führende Position erarbeitet. Trotz unterschiedlicher Zahlenansätze sind sich Analysten weltweit einig: Dieser Markt wird weiter stark anwachsen. Prognosen zufolge wird die Nachfrage aus Anwendungsfeldern wie Architektur, Fashion, Automotive, Verteidigung, Sport und Fitness oder dem Medizinbereich allein für Europa bis 2022 ein durchschnittliches jährliches Wachstum von über 25 Prozent bringen. Neue technologische Möglichkeiten etwa bei der textilen Sensorik, Thermoenergieerzeugung oder bei technotextilen Beleuchtungslösungen sollen schon bis 2021 eine Verdopplung des Weltmarktvolumens gegenüber 2016 bewirken.

Mit Blick auf neue Innovationsansätze bei Kunden quer durch alle volkswirtschaftlichen Bereiche stellen Entwickler auf dem Anwenderforum, das auch vom Forschungskuratorium Textil mit vorbereitet wird, neue smarttextile Ansätze vor:

STATEX

Die Produktions- und Vertriebs GmbH aus Bremen ist mit metallisierten Fäden, oft versilbert, ein global agierender Zulieferer für diesen Wachstumsmarkt. Die anwenderkonfigurierten, hochleitfähigen Garne und Flächengebilde können Vitalparameter erfassen, stimulieren, leuchten, klimatisieren oder alarmieren. Zahlreiche Smart Textiles-Projekte mit der deutschen Textilforschung wurden zum Erfolg geführt; erste Produkte der Telemedizin sind greifbar. Der Einsatz von Textilelektroden beispielsweise in T-Shirts soll bisher übliche Trockenelektroden ablösen und dem Patienten mehr Mobilität ermöglichen.

adidas

Die smarte Servicewelt von morgen wird in der Storefactory für den Kunden erlebbar. Als Branchenbeispiel für die Industrialisierung 4.0 wurde in Berlin der Produktionsprozess Stricken in der gesamten Prozesskette digital abgebildet. Dr. Timm Wagner vom adidas-Future Team wird auf dem Anwenderforum diese Technologie zur Herstellung von Pullovern der Losgröße 1 erläutern.

bagjack

Peter Brunsberg, Chef der auf stylische wie strapazierfähige Rucksäcke und Taschen aller Art spezialisierten Berliner Firma will eine mit sächsischen Textilforschern entwickelte Lösung gegen Langfinger vorstellen: Ein Schutzinlet aus Vliesstoff auf der Tascheninnenwand gibt akustisch und per Smartphone Alarm, wenn es durchstochen wird. Zunächst vor allem von Privat, aber auch Kurierdiensten genutzt, wird das Alarmtextil nun für smarte Transportbehälter zu vielfältigen Logistikanwendungen weiterentwickelt. Mittels Sensorik vernetzt, sollen die textilen Container direkt mit der Disposition kommunizieren, über den Zustand des Lieferguts informieren und bei Schäden schnelle Reaktionen ermöglichen.

Lunative

Weg von Laborvarianten, hin zum Markt: Unter diesem Motto entwickelt das Hamburger Unternehmen als internationaler Vorreiter Anwendungen im Rahmen der Smart-Light-Wear-Technologie. Dabei werden eMobil-Segmente nahtlos u. a. in Kleidungsstücke integriert. Erste Produkte, darunter Bekleidung für Flugbegleiter und Auto-Interieur mit Leuchtfunktionen, wurden inzwischen für Kunden gefertigt. Bei den Entwicklungen im Kundenauftrag spielt Licht im textilen Umfeld als Element der Aufmerksamkeitsgewinnung bzw. als Sicherheits- und Kommunikationskomponente eine zentrale Rolle, komplementär ergänzt von smarten textil-kompatiblen Sensor- und Aktorsystemen.

Eschler

Der Produzent von technotextiler Maschenware präsentiert neue Lösungen bei elektrisch leitfähigen Gewirken, die heizen, leuchten oder sensorische Eigenschaften besitzen. Dazu gehört auch ein gemeinsam mit der Schoeller Textil AG entwickeltes, als Meterware konzipiertes, beheizbares Softshell-Material, das individuell zugeschnitten werden kann. Für textile Beleuchtungslösungen entstand ein intelligenter Schichtaufbau, der das ursprünglich punktuelle Licht integrierter LEDs homogen verteilt und so ein stimmungsvolles Ambiente erzeugt.

„Das interdisziplinäre Forum will Anregungen für neue Produkte, Dienstleistungen und Technologien geben und zugleich die Smart Textiles-Kompetenzen in der D-A-CH-Region bündeln“, sagt Veranstalter Prof. Dr. Götz T. Gresser von den Deutschen Instituten für Textil- und Faserforschung (DITF). Jüngste smarttextile Lösung am größten europäischen Forschungsstandort ist „SensHand“, ein sensorischer Handschuh, der Lageristen beim Heben von Lasten unterstützt.