Teilnehmer des Workshops in Dresden, © FKT
Die Welt steht heute vor großen Herausforderungen. Die Grenzen des Wachstums, die Zerstörung der Umwelt und der Klimawandel werden immer sichtbarer. Zugleich erlebt die Weltwirtschaft eine Rückkehr zu längst überholtem protektionistischem Handeln und Kleinstaaterei. Um diesen Problemen zu begegnen, braucht es viele neue Lösungen. Die junge Generation fordert Nachhaltigkeit so laut ein wie nie. Und tatsächlich ist sie das Gebot der Stunde – auch für die Textilindustrie. Denn der Druck, auf ökologisches Handeln umzusteigen, nimmt zu.
Investitionen fließen bereits heute verstärkt in nachhaltige Projekte und Geschäftsmodelle. Auch werden die kommenden fünf Jahre durch eine Reihe neuer Umweltrichtlinien geprägt sein. So wird es beispielsweise für das Recycling von Textilien neue Vorschriften geben. Kunden erwarten zunehmend, dass sich Hersteller ihrer sozialen Verantwortung bewusst sind und dass fairer Handel sowie sozial gerechte Arbeitsbedingungen berücksichtigt werden.
Nachhaltigkeit als Chance
Lange Zeit galten Nachhaltigkeit, Umweltschutz und der Umstieg auf regenerative Energien als Hemmschuh. Inzwischen aber ist klar: Sie sind eine Chance. Wem es gelingt, nachhaltige Produkte auf den Markt zu bringen, ist künftig im Vorteil. Hersteller, die zukünftig mit Energie aus nachwachsenden Rohstoffen produzieren, können die Belastungen, die sich aus dem hohen CO2-Preis ergeben, umgehen. Keine Frage: Die Weltwirtschaft entwickelt sich derzeit dynamisch in Richtung einer Green Economy. Wer sich rechtzeitig darauf einstellt, kann seinem Unternehmen deutliche Wettbewerbsvorteile sichern.
Aufwendige Analysen
Doch wie sollen sich die deutschen Textilunternehmen und Maschinenbauer in den kommenden Jahren im internationalen Wettbewerb aufstellen? Welche konkreten Maßnahmen sind sinnvoll? Was ist zu tun? Um diese Fragen zu beantworten, hat das FKT in Zusammenarbeit mit dem Berliner Institut für Innovation und Technik (iit) die Studie Perspektiven 2035 zur Zukunft der deutschen Textilforschung durchgeführt. Dieses Projekt schließt an die Ergebnisse der Zukunftsstudie Perspektiven 2025 aus dem Jahr 2012 an. Damals hatte sich das FKT erstmals systematisch mit der Zukunft der Textilforschung und -industrie beschäftigt. Die Perspektiven 2025 lieferten 133 Ideen für textilnahe Anwendungen und 120 Einsatzgebiete für textile Materialien. Das Fortsetzungsprojekt geht weit darüber hinaus: Erstmals werden verschiedene Methoden aus der Zukunftsforschung miteinander kombiniert, um die Chancen und Risiken für die Textilwirtschaft umfassend zu analysieren. Damit ist zugleich eine in der Textilbranche bislang einzigartige Daten- und Wissensbank entstanden, die profunde Schlüsse auf die künftige Entwicklung der Textilmärkte zulässt.
Die beiden wichtigsten Methoden der Studie Perspektiven 2035 waren ein Workshop-Prozess, an dem unterschiedlichste Vertreter der Branche beteiligt waren, und zweitens eine ausführliche Datenbank-Analyse. Die mehr als 80 Experten aus Industrie und Forschung entwickelten in diesem Workshop-Prozess gemeinsam eine Roadmap. Diese stellt die von den Teilnehmern erwarteten weltweiten Entwicklungen in der Textilbranche der kommenden 15 Jahre dar. Berücksichtigt wurden dabei rechtliche, ökonomische und gesellschaftliche Rahmenbedingungen, mögliche Technologieentwicklungen, mögliche neue Anwendungen sowie Geschäftsmodelle.
Europa hinkt bei Startups hinterher
Interessant sind auch die Ergebnisse der Datenbank-Analyse. Im Detail wurden hier zum einen Fachpublikation und Konferenzbeiträge daraufhin untersucht, welche Forschungsthemen derzeit weltweit von Interesse sind. Zum anderen wurden deutsche und europäische Förderdatenbanken analysiert. Es kristallisierte sich heraus, dass Italien und Deutschland zu den großen Empfängern europäischer Fördermittel gehören. Ernüchternd fiel die Analyse der weltweiten Startup-Szene in der Textilbranche aus. Während die USA und China junge Unternehmen im Textilbereich mit mehreren 100 Millionen US-Dollar fördern, gibt es in Deutschland und Europa kaum Interesse daran, Wagniskapitel in neue textile Ideen zu investieren.
Ein Befragung von Experten zu möglichen neuen textilen Produkten und ein Wettbewerb, bei dem Studenten mehr als 100 neue Geschäftsmodelle für das Jahr 2035 entwickelt haben, runden die Studie Perspektiven 2035 ab.
Das Forschungskuratorium hat das Ergebnis am 12. März in der Vertretung des Freistaates Sachsen beim Bund der Öffentlichkeit präsentiert. Darüber hinaus wurden die Studienergebnisse in einer kurzweiligen und leicht lesbaren Broschüre zusammengefasst, die hier heruntergeladen werden kann.
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