Europawahl: Freihandel stärken

Der Gesamtverband textil+mode informiert, auf was es jetzt in Europa ankommt

30.11.2023

Marktzugang verbessern: Rückstand bei Freihandelsabkommen aufholen

Freihandelsabkommen mit Partnerländern müssen in das regelbasierte multilaterale Handelssystem der WTO und zusätzliche plurilaterale Abkommen eingebettet sein. Sie müssen EU-Unternehmen effektiven Marktzugang zu diesen Märkten bieten. Dies gilt insbesondere für Indien, wo die EU ein erhebliches Handelsdefizit bei Textilien und einen schwierigen Marktzugang hat.

Die Verhandlungen über ein Freihandelsabkommen zwischen der EU und den USA müssen wieder aufgenommen werden. Wenn es die EU mit ihrer Politik, starke Handelsbeziehungen mit gleichgesinnten Partnern aufzubauen, ernst meint, muss ein Handelsabkommen mit den USA Priorität haben. Für Textilunternehmen sind die USA der zweitwichtigste Zielmarkt. Parallel dazu sind weitere Anstrengungen erforderlich, um regulatorische Konvergenz und die gegenseitige Anerkennung von Standards sicherzustellen.

Ausstehende Freihandelsabkommen müssen so schnell wie möglich unter Dach und Fach gebracht werden: Das EU-Mercosur-Abkommen sollte schnellstmöglich, spätestens vor den nächsten Präsidentschaftswahlen in Brasilien (2026), ratifiziert werden und unverzüglich in Kraft treten, um zu verhindern, dass politische Veränderungen im Mercosur-Raum die Verwirklichung weiter gefährden können.

Der Handel mit den Nachbarregionen der EU muss stärker gefördert werden, unter anderem durch die Ratifizierung und Umsetzung des PEM-Übereinkommens und eine modernisierte Zollunion mit der Türkei. Europa und das südliche Mittelmeer haben eine echte Chance, zum größten und fortschrittlichsten integrierten Raum in der Welt der nachhaltigen Textilherstellung zu werden und Investitionen und Aufträge aus Asien und den USA anzuziehen. Wir brauchen jedoch eine Fertigstellung des PEM-Übereinkommens und eine Modernisierung der Zusammenarbeit mit der Türkei, um die aktuellen Irritationen zu beseitigen, die das volle Potenzial unserer euromediterranen Wertschöpfungskette einschränken.

 

Handelsschutzinstrumente nur als „ultima ratio“ anwenden

Internationaler Freihandel ist und bleibt eine entscheidende Grundlage unserer Wettbewerbsfähigkeit. Nur wenn unbedingt erforderlich, sollten Handelsschutzmaßnahmen angewendet werden, so etwa gegenüber Wettbewerbern, die mit staatlich subventionierten Überkapazitäten operieren, die auf eine Verzerrung der internationalen Märkte abzielen.

 

Europäisches Design und Qualitätsprodukte auf den Weltmärkten fördern

Zusätzlich zur bereits existierenden EU-Marktzugangsstrategie braucht Europa eine koordinierte Anstrengung zur Förderung europäischer Produkte und Ideen auf Drittmärkten. Dazu können zum Beispiel Initiativen beitragen, die europäischen KMU dabei helfen, im Ausland erfolgreich zu sein, etwa in Zusammenarbeit mit einschlägigen Messen oder dem Europe Enterprise Network.

 

Komplexität internationaler Handelsregeln verringern, Handel für KMU erleichtern

  • nichttarifäre Handelshemmnisse abbauen
  • Ursprungsregeln liberalisieren und vereinfachen
  • Zollverfahren vereinfachen, harmonisieren und beschleunigen

 

Marktüberwachung optimieren

Bessere Marktbedingungen erfordern auch eine optimierte Marktüberwachung. Beachtung verdienen hier insbesondere die Empfehlungen des REACH4Textiles-Projekts.

 

Nachhaltige öffentliche Beschaffung

Auch Behörden und staatliche Einrichtungen sind wichtige Konsumenten von Textilien (Arbeitsschutzkleidung, medizinische Textilien für Krankenhäuser, Gesundheits- und Katastrophenschutz). Mit der Förderung eines umweltfreundlicheren öffentlichen Auftragswesens können die EU und ihre Handels-partner zu mehr Nachhaltigkeit und Wettbewerbsfähigkeit beitragen.

 

Das gesamte Forderungspapier von textil+mode zu den Europawahlen, die im Juni 2024 stattfinden werden: Zum Europawahl-Manifesto