Die Situation
Im Medizinbereich eingesetzte Textilien wie OP-Kittel, OP-Abdecktücher oder Rein-Luft-Kleidung unterliegen der Medizinprodukte-Richtlinie und müssen festgelegte Qualitätsanforderungen entsprechend DIN EN 13795:2013 erfüllen. Eine der wichtigsten Anforderungen stellt die Barrierewirkung gegen Keimpenetration im nassen Zustand entsprechend E DIN EN ISO 22610:2017 dar, da diese entscheidend für den Schutz gegenüber Infektionserregern ist.
Bisher kann die zerstörende Prüfung zur Keimpenetration im nassen Zustand nur in spezialisierten externen Fachlaboratorien durchgeführt werden. Hieraus resultieren für textile Dienstleister hohe wirtschaftliche Belastungen.
Weiterhin liegen die Ergebnisse in der Regel erst nach mehreren Tagen vor, sodass keine zeitnahen Korrekturen vorgenommen werden können.
Das Projekt
Durch Anwendung des neuen Schnellverfahrens (eine normative Prüfung mit einem biochemischen Surrogat, das alternativ zu Sporen eingesetzt wird), kann der Reinigungsbetrieb erstmals direkt während der Aufbereitung die Barrierewirkung eigenständig kontrollieren. Das Prüfergebnis liegt binnen weniger Stunden vor.
Auf diese Weise können zeitnahe Korrekturen beim Reinigungsprozess vorgenommen werden. Die innerbetriebliche Durchführbarkeit mit jetzt schnellerer Ergebnisverfügbarkeit erlaubt in Kombination mit der neuen zerstörungsfreien Prüfapparatur das Prüfverfahren routinemäßig einzusetzen.
Da durch die Prüfung keine OP-Textilien mehr zerstört werden müssen, können z. B. optisch auffällige OP-Textilien direkt geprüft und bei anforderungsgerechten Eigenschaften weiter verwendet werden.
Der Nutzen für den Mittelstand
Von der Lösung können textile Dienstleister, Hersteller von OP-Textilien, Prüfgeräten bzw. von Waschmitteln und Waschmaschinen profitieren. Die Ergebnisse sind auch für Mittelständler aus der Biochemie bzw. für Hersteller von Chemikalien und Chemikalienrohstoffen interessant: Sie sparen nach Umsetzung der Projektergebnisse nicht nur Zeit, sondern auch Kosten. Durch die aus den Projektergebnissen resultierenden Vorteile der verbesserten Qualitätssicherung und der Preissenkung aufgrund von Einsparungen können Mehrweg-OP-Textilien attraktiver angeboten werden
Das IGF-Projekt führte zu einem neuen Verfahren zur Schnellbestimmung der Barrierewirkung von OP-Textilien im nassen Zustand mit modifizierten Liposomen: Um eine zerstörungsfreie Schnellbestimmung zu ermöglichen, wurde im Rahmen des Forschungsvorhabens auch eine Prüfapparatur entwickelt, mit der Textilien innerbetrieblich ohne Zerstörung geprüft werden können.
Durch die zerstörungsfreie Prüfung kann der Stichprobenumfang der innerbetrieblichen Prüfung deutlich erhöht werden, ohne Kosten zu verursachen. Unter Anwendung der zerstörungsfreien Schnellbestimmung können textile Dienstleister die Sicherheit der Textilien gegenüber den Kunden im Rahmen einer Eigenkontrolle bestätigen. Die Projekt-Ergebnisse sollen im Rahmen von ZIM-Projekten oder Auftragsforschung zu marktreifen Verfahren weiterentwickelt werden.
Ansprechpartner
Stefanie Piornack
st.piornack@wfk.de
+49 2151 8210 110