Die Situation
Sommer in der Großstadt und 30 Grad im Schatten. Die Fahrt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln ist eine Qual. Die Beine kleben am Sitz und bei jeder Bewegung ziept es unangenehm auf der Haut. Kennen Sie diese Situation auch? Häufig leiten die Bezüge von Polstermöbeln oder eben den Sitzen in der S-Bahn Körperfeuchtigkeit schlecht ab. Das ist unangenehm. Auch die Bequemlichkeit der Sitze lässt mit der Zeit nach, denn die Kunststoffschäume, die das ganze Konstrukt aufpolstern, verlieren im Laufe ihres Lebens an Elastitzität und verschleißen. Ein weiteres Problem ist die Umweltverträglichkeit: Die Bezugsstoffe bestehen in der Regel aus verschiedenen Materialien. Bei deren Verarbeitung entstehen giftige Emissionen von Cyanwasserstoff sowie Kohlendioxid. Außerdem lassen sie sich am Ende ihrer Nutzungszeit nicht mehr voneinander trennen und sind somit auch nicht recycelbar.
Abstandsgestricke mit unterschiedlichen Designs © STFI
Das Projekt
Ein Team am Sächsischen Textilforschungsinstitut hat sich diesen Problemen gewidmet und deshalb im Projekt 3Dknit neue Materialien entwickelt, die zugleich mehr Komfort bieten und umweltfreundlicher sind. Die bislang geschäumten Produkte wurden durch textile Strukturen auf Basis von 3D-Abstandsgestricken und Laminaten ersetzt, die aus nur einem einzigen Materialtyp bestehen. Das macht es einfacher, die Sitzbezüge in den Kreislauf zurück zu führen, wenn es soweit ist. Es ist auch gelungen, die Laminate umweltfreundlich zu verbinden und zu veredeln.
Die Kanalstrukturen der Gestricke sind in unterschiedlichen Designs und mit verschiedenen Funktionen verfügbar. Sie bieten eine hohe Materialdicke und durch ihre dauerhafte Elastizität einen hohen, beständigen Komfort. Dieser wird dank der Kanäle noch verbessert, da Wasserdampf seitlich abfließen kann. Die Sitzpolster sind luftdurchlässig, leiten Wärme gut ab, können Körperfeuchtigkeit leicht aufnehmen und auch wieder abgeben.
Der Nutzen für den Mittelstand
Die neuen Textilien bieten mehr Komfort, sind umweltfreundlicher als die bisher üblichen Varianten und vielfältig nutzbar – nicht nur für Möbel im Innenbereich, sondern auch für Outdoormobiliar. Auch als Funktionstextilien in Sportbekleidung können sie eingesetzt werden. KMU verschiedenster Branchen können mit den Projektergebnissen ihre Geschäftsfelder erweitern und Wettbewerbsfähigkeit stärken, darunter Textilproduzenten im Bereich 3D-Gestricke, Textilhilfsmittel-Hersteller (Klebstoffhersteller) und Maschinenhersteller (Textilmaschinen- und Beschichtungsanlagenbau), um nur einige zu nennen.
Ansprechpartner
Dr. Marén Gültner
maren.gueltner@stfi.de
+49 371 5274 249
Fördergeber
Finanzielle Förderung über das Forschungskuratorium Textil als Mitglied der Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungseinrichtungen (AiF) aus Haushaltsmitteln des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz im Rahmen des Programms zur Förderung der "Industriellen Gemeinschaftsforschung (IGF)" 254 EBR.