Typische Form eines Cellulosefibrids (REM), koaguliert aus ionischer Flüssigkeit
© DITF Denkendorf

Funktionale Beschichtungen mit Cellulosefibriden

Das Projekt

Textilchemiker aus dem ITCF Denkendorf haben mit Hilfe des Forschungsinstituts für Leder und Kunststoffbahnen (FILK) in Freiberg ein für die Textil-, Leder-, Sport- und Schuhindustrie interessantes Beschichtungsverfahren entwickelt. Die Ergebnisse des IGF-Projekts 18168 BG seien auch bei der Produktion von technischen Textilien, Folien und Planen aus den Bereichen Geo-, Bau-, Agrar-, Medizin- und Verpackungsindustrie mit großen Einspareffekten bei PUR-Beschichtungsmaterial anwendbar, hieß es.

Wie die Projektverantwortlichen weiter mitteilten, werden Teilergebnisse bereits bei zwei großen Zellstoffherstellern sowie einem Produzenten von Funktionsbekleidung umgesetzt. Ziel sei es, neue biobasierte Produkte aus nachwachsenden Rohstoffen (Cellulose) herzustellen. Ziel des Vorhabens war es, die Wasserdampdurchlässigkeit von Polymerbeschichtungen positiv zu beeinflussen bzw. deren Atmungsaktivität durch Cellulosepartikelzumischungen wie von Cellulosefibriden zu steuern.

Unter dieser Vorgabe wurden die Möglichkeiten der Herstellung von Cellulosefibriden aus ionischen Flüssigkeiten (IL) detailliert untersucht. Es wurden diesbezüglich Empfehlungen zur Herstellung nach dem Direktlöseverfahren - ähnlich dem TENCEL-Verfahren - erarbeitet.

Die hergestellten IL-Fibride weisen interessante Morphologien auf. Sie zeichnen sich insbesondere durch außergewöhnliche Sorptionseigenschaften aus. Diese besondere Eigenschaft der IL- und TENCEL-Fibride sowie auch die der untersuchten Cellulosepartikel sind vor allen in Bezug auf die Atmungsaktivität von Polymerbeschichtungen vielfältig nutzbar.

Im Projekt standen PUR-Beschichtungen im Fokus. Es wurde nach Zugabe von Cellulosepartikeln (Fibrid oder Zellstoff) eine abgestufte, aber zum Teil deutliche Steigerung der WDD ohne signifikante Einbuße der Wasserdichte oder der mechanischen Eigenschaften erreicht. Es sind deutliche Verbesserungen hinsichtlich Haptik und Klebrigkeit zu verzeichnen.

Der Nutzen für den Mittelstand

Ein Einsparpotenzial von bis zu 40 % PUR ist möglich. Auf Basis der rheologischen Eigenschaften ist eine Übertragbarkeit der Ergebnisse in die Praxis gegeben. Allerdings ist im jeweiligen Fall ggf. eine Anpassung bestehender Rezepturen vorzunehmen. Dies stellt im Regelfall jedoch kein Problem dar. Aus applikatorischer Sicht sind neben Direktbeschichtungen auch Umkehrbeschichtungen möglich, so dass eine Ergebnisnutzung in fast allen Bereichen der Textil- und Kunstlederindustrie ableitbar ist.

Ansprechpartner

Frank Gähr
frank.gaehr@ditf.de
+49 711 9340 132

Fördergeber

Finanzielle Förderung über das Forschungskuratorium Textil als Mitglied der Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungseinrichtungen (AiF) aus Haushaltsmitteln des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie im Rahmen des Programms zur Förderung der "Industriellen Gemeinschaftsforschung (IGF)" mit der Projektnummer 18168 BG.